Provence in Gold und Lila
Es gibt Orte, an die gelangt man nur durch eine glückliche Fügung. Wie viel Glück man hatte, erkennt man erst im Moment des Abschieds, wenn die Koffer gepackt und im Auto verstaut sind, wenn man sich noch einmal umdreht und nicht fassen kann, dass die Ferien so schnell vergangen sind und man hofft, möglichst schnell zurückzukehren.
So ein Ort ist Bargemon.

Westlich von Cannes im Hinterland der Provence liegt es. Ein Steinhäuschen erscheint von Ferne auf das andere gestapelt, mehr in die sanften Hügel gemalt, als gebaut. Jedes Haus von derselben ockergelben Farbe und mit denselben roten Schindeln gedeckt ergibt ein Ganzes, das sich stolz vom satten grünen Hintergrund des südfranzösischen Waldes abhebt. Von weitem sehen wir es zu uns herunterleuchten. Noch weiter oben, noch versteckter, noch mühsamer zu erreichen wartet schließlich unser Ferienhäuschen auf uns. Eine Terrasse mit einem kleinen Pool, eine Veranda. Ringsum Lavendel, Thymian, Rosmarin, saftige tiefrote Tomaten. In der Ferne die Küste und das Meer. Wir brauchen nicht viel. Alles ist da. Die Sonne scheint am Morgen in mein Fenster. Ich höre Lachen aus dem Nebenraum. Mit einer großen Tasse Milchkaffee setze ich mich noch im Pyjama in den Liegestuhl auf der Terrasse. Dorthin, wo meine Zehen schon durch die Sonne gewärmt werden. Euphorisch begrüßen wir die ersten Croissants und Baguettes, dick mit gesalzener Butter beschmiert und selig verspeist. Wir haben alles. Wir brauchen nicht viel. Wir machen Ausflüge in die umliegenden Örtchen. Seillans. Fayence. Callas. Wir streunen durch verzauberte Gassen, da und dort ein kleiner Brunnen. Ein Baum. Ein Porzellanladen. Das Getränk, das nur in Frankreich, aber in Südfrankreich am besten schmeckt wird bestellt. Citron pressé. Nur hier sind riesige, goldgelbe, pralle frischgepresste Zitronen so süß, dass man die Bitterkeit erträgt. Ein großes Glas fast ganz gefüllt mit dem Fruchtfleisch, dazu eine Karaffe eiskalten Wassers und ganz viel Zucker. Gänsehaut beim Trinken und der Durst ist gestillt. Nach französischem Brauch bereiten wir in der lauen Abendbrise bei schon tieferstehender Sonne unseren Apéro vor. Eisgekühlter Rosé dazu Olivenpaste auf getoasteten Baguettescheiben. Die Füße lassen wir sorglos ins Wasser hängen und die Sonne scheint uns ins Gesicht. Wir brauchen nicht viel. Wir haben alles.


Nach den ersten Tagen des Müßigganges machen wir uns auf an die Küste. Cannes, Antibes, Saint-Tropez. Immer den Badeanzug dabei. Die Küste Südfrankreichs gehört den Menschen. In jedem Ort, sei er noch so mondän gibt es freien Zugang zum Wasser. Wir erforschen die Städtchen, wir schlecken Eis, wir machen Einkäufe und wir baden im Meer. Wir fahren mit dem Schiff von Sainte-Maxime nach Saint-Tropez, wir besuchen die Fondation Maeght in Saint-Paul-de Vence und das Picasso Museum in Antibes. Auf allen unseren Schritten begleitet uns die Aura von Romy Schneider, Alain Delon, Picasso, und F.Scott Fitzgerald. Wir wagen uns nicht, nicht einmal zum Kaffee in die Colombe d´Or, jenem damals schlichten, jetzt feudalen Hotel in Saint-Paul-de-Vence, in dem einst Künstler ihre Rechnungen mit ihren Bildern bezahlten.




Es leuchtet uns ein, warum es Menschen, die ihr Leben der Schönheit verschrieben hatten, in die Provence zog. Nirgends duftet es intensiver und beglückender, nirgendwo legt das Licht eine golden-lilane Lackschicht über die Landschaft, nirgendwo sonst ist das Mondäne pur und einfach. Wir haben alles. Wir brauchen fast nichts. Wieder zu Hause pflücken wir Kräuter und Gemüse aus unserem Garten und bereiten uns eine Lauchtarte mit Lavendel. Dazu trockener Weißwein. Ach, wir brauchen nicht viel. Wir reden und lachen und haben Zeit. Wir lesen, wir schlafen, wir naschen und springen in den Pool. Wir speisen im Hotel „Le Deux Rocs“. Wir hatten Ferien. Wir hatten alles. Wir brauchten nicht viel. Wir kommen zurück. Wir sehnen uns nach der Provence.

Museen:
Fondation Maeght
623 Chemin des Gardettes, 06570 Saint-Paul-de-Vence, Frankreich
Musée Picasso Antibes
Place Mariejol, 06600 Antibes
Restaurants:
La Colombe D´ Or
06570 de-, Place du Général de Gaulle, 06800 Vence, Frankreich Telefon: +33 4 93 32 80 02
Hotel Le Deux Rocs
1 Rue Fontaine d’Amont, 83440 Seillans, Frankreich Tel: +33 4 94 76 87 32
Lauchtarte mit Lavendel:
200g Mehl, Salz
120g kalte Butter
3 Eier
1 Stange Lauch
350g Tomaten
1 Handvoll frische Kräuter (Basilikum, Thymian, Oregano, etwas Salbei)
3 Knoblauchzehen
Butter für die Form
200g Creme Fraiche
1 EL getrocknete Lavendelblüten
Pfeffer aus der Mühle
150g Ziegenfrischkäse
- Für den Mürbteig in einer Schüssel das Mehl mit 1 Prise Salz, Butter in Flöcken und ein Ei rasch zu einem glatten Teig verkneten. Den Teig zu einer Kugel formen und in Folie gewickelt 30 Minuten kähl stellen.
- Inzwischen für die Füllung den Lauch putzen und in feine Scheiben schneiden. Wenig Salzwasser aufkochen und den Lauch darin zugedeckt bei mittlerer Hitze ca. 10 Minuten garen. In ein Sieb abgießen und abtropfen lassen. Inzwischen die Tomaten häuten, halbieren und die Stielansätze herausschneiden. Tomaten entkernen und klein würfeln. Die Kräuter waschen, trockentupfen und fein schneiden, Den Knoblauch schälen und fein hacken.
- Den Backofen auf 200° C vorheizen. Den Boden der Form einfetten. Den Teig zwischen zwei Frischhaltefolien etwas größer, als die Form ausrollen, die Form damit auslegen und einen 2-3cm hohen Rand formen. Den Teigboden mit einer Gabel mehrmals einstechen und im Ofen 15 Minuten vorbacken.
- Inzwischen den Lauch fest ausdrücken und mit Tomaten und Knoblauch vermengen. Die übrigen Eier mit Creme Fraiche, Kräutern und Lavendel glatt rühren, salzen und pfeffern. Die Lauch-Tomaten-Mischung auf dem vorgebackenen Teigboden verteilen. Die Eiermischung darüber gießen, dann den Frischkäse darüber bröckeln. Im Ofen (Mitte) in ca 30 Minuten goldbraun backen. Warm oder kalt servieren.
Dazu passt ein kleiner bunter Salat und ein duftig-fruchtiger Weißwein von den Cotes de Luberon. (Aus „Die Landküche der Provence“, Reinhardt Hess, Kosmos)
Ein toller Text. Die Fotos, Rezepte und nicht zuletzt der Text nehmen einen herrlich mit auf die Reise.
LikeLike
Dankeschön!
LikeGefällt 1 Person