Phänomenologie des Laufens

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wie sich laufend beim laufen mein blick

nach innen dann nach außen

dann nach innen dann nach außen. richtet.

mein atem. getragen. meine füße. tragen. gedankenflut.

unter meinen füßen. der asphalt. mein keuchen. ein brennen. mein brennen. innen.

ein baum. ein kirchturm. außen. ich atme. in der kehle. innen.

vögel ziehen über mich hinweg. außen. klänge aus meinen kopfhörern dringen ein.

von außen nach innen. mein blick nach innen. ein gedanke. lauschen.

ich schmecke. das salz. mein schweiß. außen. auf meiner haut. die wahrnehmung. innen.

laufen. atmen. freude. atmen. laufen.

laufend beim laufen den blick

nach innen dann nach außen

dann nach innen dann nach außen. richten.

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Für die einen ist es eine Droge, für die anderen die reinste Qual. Wir denken, dass Laufen ganz schön sein kann. Im Hinterkopf hallen die gut gemeinten, aber demotivierenden Hinweise der Fitnessgurus: mindestens eine Stunde, mindestens drei mal pro Woche, mit genau dieser Pulsfrequenz, sonst bringt das überhaupt nichts. Weil wir aber gar nichts anderes anstreben, als uns wohl zu fühlen und Freude zu haben, halten wir uns nicht an diese Ratschläge. Wir ziehen uns die Laufschuhe an und gehen raus. Unser Ziel ist nicht Leistung, Kalorienverbrauch, Gewichtsreduktion, ein Marathon, ein gestählter Körper, Attraktivität oder gar Konkurrenzfähigkeit. Wir laufen los und beobachten einmal, was uns so begegnet. Innen und außen. Wie spannend das sein kann! Wir tun unserem Körper und unserem Geist, dieser obskuren, geheimnisvollen Einheit etwas Gutes, indem wir ihm einfach einmal Beachtung schenken. Ihn gebrauchen. Wir spüren uns, unsere Muskulatur, die Füße, die uns tragen, unseren Atem, unseren Herzschlag. Wir spüren den Luftzug, der an uns vorüberzieht. Den Wind oder den Sturm. Wir können unseren Geist befreien, von lästigen Gedanken oder uns den Gedanken laufend hingeben. Einmal zuschauen, wohin sie uns so treiben und uns dann von ihnen treiben lassen. Wir können unsere Nachbarschaft erkunden, laufend, die Häuser, die Menschen, die Tiere, die Pflanzen, das Licht, das Schattenspiel, den Wechsel der Jahreszeiten, die Wetterlagen, die Tageszeiten. Wir können dabei laut Musik  oder in uns hinein hören. Oder nicht. Jeder Lauf ist einzigartig. Wir können unseren Seelenzustand erkunden, das Helle, das Dunkle, den Zorn und die Wut weglaufen. Uns von Freude und Glückseligkeit antreiben lassen, von einem Rhythmus, einem Beat.Laufend tanzen. Das Laufen als Tanz. Oder? Die Leere in unserem Kopf genießen. Die gute Nachricht: wir müssen gar nicht oft und viel und lange laufen, um gesünder zu werden, gesund zu bleiben und um unser Gutes Leben zu verlängern.  Wir können also ganz entspannt sein. Laufen, wie oft oder wie wenig wir wollen. Langsam, schnell, nur nicht zu viel. Lauft ohne Zweck, lauft um des Laufens Willen. Sonne im Gesicht und Rückenwind.

 

Optimal Dose of Running for Longevity: Is More Better or Worse? http://bit.ly/2bSnQHT via @jaccjournals

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