
Es gibt in deinem Leben eine notwendige Bedingung. Dein Untergrund und Überbau. Dein Fels in der Brandung. Geerdet, doch den Kopf in den Wolken. Deine Höhle, dein Rückzugsort, dein Hafen. Seit du denken kannst. Denken. Kein Denken ohne Sprache. Keine Sprache ohne Worte. Kein Leben ohne Denken. Kein Leben ohne Worte. Doch sag mir, warum ist das so? Erkläre es mir. Bitte. Ich höre zu.
Na gut, dann versuch ich es. Ich liebe Bücher seit ich denken kann. Seelennahrung. Warum ist das so? Leute fragen mich, was wünschst Du Dir? Ein Buch, dieses Buch, diese Bücher. Den ersten Teil, den nächsten und den letzten. Am liebsten in Leder gebunden und mit Bändchen. Meine Schätze. Ein Platz für die Heiligtümer, ein Schrein. Ein Platz für jedes Buch. Bei mir. In meiner Nähe. Doch warum? Warum ist das so? Es gibt so viele Gründe, Bücher zu lieben. Für ihre Schönheit, ihren Duft, den Glanz, den sie abstrahlen. Beständigkeit. Unerschöpfliches Lieblingsthema. Welche Bücher würdest Du auf eine einsame Insel mitnehmen? Was liest Du gerade? Kennst Du dieses Buch? Eine Obsession. Warum und wofür? Die Ehrfurcht vor der Gabe, Geschichten zu erfinden? Geschichten in wundervolle Sätze zu kleiden, in das Gewand der Poesie zu hüllen? Es ist Liebe und Leidenschaft zu dieser Gabe und deren Produkt. Hingabe. Sich verlieren. Nach einem Satz innehalten und tief Luft holen, ihn dann wiederholen, ihn flüstern, ehrfürchtig, weil er so schön ist. So ein schöner Satz. Sprache, die sprachlos macht. Man ist dankbar, für diesen einen Satz. Ein Geschenk. Ein Satz, der alles, was man spüren, hoffen, wünschen, verfluchen oder beweinen kann, wofür uns die Worte fehlen, so einfach ausdrückt. Ein Satz, der fliegt, schwerelos, der uns mitten hinein wirft in eine andere Welt, eine andere Zeit, einen anderen Weg. Der eine Tür öffnet in ein Abenteuer. Der uns eintauchen lässt in ein Leben und ein Schicksal. Ein Satz, der uns mit Menschen verbindet, deren Geschichte wir miterleben, begleiten oder beobachten, ohne einzuschreiten. Die wir nicht ändern können, auf die wir keinen Einfluss haben, aber mitleiden, mitfühlen, mitweinen und uns mit ihnen freuen, das tun wir. Wir sind nur Zuschauer. Voyeure. Dennoch unverzichtbar. Ohne uns werden die Gestalten nicht lebendig. Wir hauchen ihnen Leben ein. Es gibt Figuren, die ich gerne mag, und welche, die ich verabscheue. Manche erlebe ich als gute Freunde. Ich kenne sie. Ihre Gedanken. Ihre Abgründe. Ihre besten Seiten und ihre größten Schwächen. Und plötzlich sind dann ihre Hoffnungen, ihre Auswege, ihre Rettungen die meinen. Ich tauche ein in eine fremde und finde mich unvermittelt in meiner eigenen Geschichte wieder. Ich erinnere mich an dieses Gefühl, diese Freude, diese Angst, diese Verzweiflung, diese Sehnsucht. Ich erlebe mich in dieser fremden Geschichte und bin mir plötzlich ganz nah. Ich freue mich, ich weine, ich seufze, ich fröstle, ich lache laut auf, ich lächle. Dieser Satz, diese grandiose Anordnung von Sätzen zu einer Person, einem Ort, einer Biographie, einer Landschaft oder einem Traum bringt mich zum Träumen, zum Hoffen und Pläne schmieden. Diese Geschichte ermutigt und entmutigt mich, lässt mich verzweifeln und mich zusammenreißen. Dieses Buch ermöglicht mir die Flucht und das Heimkehren. Ich wandle zwischen Traum und Wahrheit, es vermischen sich die Welten. Außen. Innen. Außen. Weißt Du, es gibt Bücher, die dich retten können. Retten vor der Welt und retten vor dir selbst. Eintauchen. Verschwinden. Rasten. Kraft schöpfen. Auftauchen und Luft holen. Teure Freunde. Treue Freunde. Es gibt Sätze, die immer in mir nachhallen werden. Die in mir schwingen und mich zum Schwingen bringen, die eine Melodie in mir erklingen lassen. Literatur ist meine Musik. Ein Roman meine Symphonie. Ein Gedicht mein Lied. Ich kann schöne Worte schmecken und riechen. Bücher machen und halten mich lebendig. Ich lerne mit, wachse und scheitere an ihnen. Verstehst Du das? Komm, ich lese Dir vor. Setz Dich neben mich. Das wäre schön.

Bücher, die wir mögen:
Erfüllung: ALEX CAPUS „Léon und Louise“ , Hanser Verlag . Eine Liebe in einem Jahrhundert der Kriege. Ein Paar, das an der Liebe festhält und sich der Zeit widersetzt. Verzweiflung: ALBERT COHEN „Die Schöne des Herren“, Klett-Cotta. Anfängliche Lust wird zur Qual. Geheimtipp!
Für Kinder : MICHAEL ESCOFFIER
Kunst/Fotografie: AUGUST SANDER „Menschen des 20. Jahrhunderts“, Schirmer/Mosel-Verlag. Eine fotografische Kulturgeschichte in 600 Portraits.

Wir halten uns sehr gerne in diesen Buchhandlungen auf:
Buchhandlung HAYMON in Innsbruck: der Garten Eden der Buchläden. Exotisch, elegant, bunt, vielfältig. Klassiker neben Neuerscheinungen. Dezent und pompös. Alle Bücher können auch auf der zugehörigen Webseite online bestellt und erworben werden. Sparkassenplatz 4, 6020 Innsbruck http://www.haymonbuchhandlung.at
SAUTTER UND LACKMANN im Herzen Hamburgs. Kunst, Architektur, Film, Fotografie, Design, Mode, darstellende Künste. Admiralitätstraße 71/72
20459 Hamburg
Das PHIL in Wien. Bücher, DVDs, Platten, Getränke, Essbares. Das Phil ist kein Buchladen, sondern ein Ort. Ein Ort zum Sein. Und die Bücher, die man dort erwerben kann, wollen unbedingt gelesen werden, so die Betreiber. Gumpendorfer Straße 10 – 12 1060 Wien


Der Beitrag hat mich wieder sehr bewegt.
Jedem, der sich mit Büchern auf seine Art verbündet, spricht die Autorin aus der Seele!
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