Ferien. Ich brauche Ferien. Weite. Der Blick muss in die Weite schweifen. Atmen. Feuchte, salzige Meeresluft will ich atmen. Salz auf der Haut und auf der Zunge spüren. Der Wind im Gesicht. Frisch. Kühl. Kraftvoll. Der Wind katapultiert mir die Atemluft ins Gesicht. Dafür muss ich weit reisen. Weit fahren. Stunden über Stunden durch die französische, grüne Waldlandschaft. Autobahnen. Kilometer um Kilometer. Es ist anstrengend. Es zehrt. An den Nerven, an der Geduld. Aber ich wollte weg. Weit weg. Bis an den Rand Europas, wo es ins den Atlantik zu fallen scheint und das Wasser das Land zu sich holen will. Ich möchte schauen, was da kommt, dort, wo das Festland aufhört, eine zarte Linie bildet, sich auflöst und mit dem Ozean vermengt. Ich will einmal hinüber schauen, auf die andere Seite. Will sehen, was da ist, jenseits des Meeres. Doch mein Blick reicht nicht, ich sehe nicht hinüber, nicht weit genug. Ich ziehe meine Schuhe aus, lass sie liegen und tauche meine Füße zuerst in den Sand, dann ins Wasser. Heiß und trocken, dann kalt und nass. Kalt. Kalt. Atlantik. Die mikroskopisch kleinen Wassertropfen in meinem Gesicht. Ein Dampfbad. Reinigung. Die Lunge, die Lungenbläschen werden gespült, gereinigt. Altes hinaus. Hinausatmen was ich hinter mir zu Hause gelassen habe. Die Gedanken, das Grübeln, den Alltag. Jetzt gibt es nur das. Die Weite. Das immerzu gleichmäßig sich auf-, und wieder abbauende Rauschen. Der Atem des Meeres. Es atmet ein und atmet aus. Mit seiner Ausatmung spuckt es Tang, Muscheln und Abfall aus und holt sich mit der Einatmung zurück, was ihm gehört. Ich setze mich in den Sand. Meine Knie umschlinge ich und lege mein Kinn darauf. Die Zehen vergrabe ich. Ich bin so herzensfroh. Egal wohin ich auch schaue, in den Norden, den Süden, den Westen. Nichts verstellt mir den Blick. Ausdehnung. Europa, Frankreich, das Land, das Meer in seiner Entfaltung. Hingelegt und ausgestreift. Ich hier. In den Ferien. Ich gehe nordwärts, ein Fuß im Wasser einer im Sand. Es gibt kein Ziel vor mir, nur der Horizont, der nicht näher kommen will, wie weit ich ihm auch entgegengehe. Möwen kreischen und lachen über mir. Wenige Reize strömen auf mich ein. Rauschen und Kreischen im immer gleichen Rhythmus. Sonne im Gesicht, Wind in den Haaren. Ich atme durch. Kein Ballast. Ich fühl mich so friedlich. Werde leicht und leer. So viel Platz ist auf dieser Welt, soviel Raum zum Sein, soviele Gedanken zu denken. Alles so einfach und klar. Ein paar Elemente. Die Atmosphäre. Der Himmel über mir legt sich behutsam über das Land und wird dann eins mit dem Wasser. Fließen der Aggregatzustände. Ein paar Tage, ein paar Wochen im Jahr frei sein. Freiheit. Nein, ich bin nicht frei. Der Mensch so unfrei und nichtig. Das Meer, der Mond, die Gezeiten. Sie dirigieren. Werden, Vergehen, Wachsen, Verschwinden. Schwinden. Strand, Sand, eine Wasserlache. Ein kleiner See, der Ozean. Friedlich und still, dann mächtig und voller Gewalt. Das Meer ist mir so fremd. Es zieht mich in seinen Bann, saugt mich auf. Die Sonne streichelt mich, streichelt den Horizont. Sie taucht nun selbst ins Wasser ein. Hier bin ich so gern. Ich sitze und denke. Nirgendwo träumt es sich so leicht. Der Blick in die Ferne verschwimmt mit dem Blick in die Zukunft. Pläne, Projekte, Hoffnungen werden hier entworfen. Dieser Platz hat so viel Kraft. Und geizt nicht damit. Gibt. Ich tanke hier auf. Sonne, Wärme, Feuchtigkeit. Ich wachse, ich gedeihe, ich strecke mich nach oben. Ich berühre mit den Fingerspitzen den Himmel. Ferner, fremder Ozean. Wie soll ich dich verstehen? Was flüsterst du mir zu zwischen deinen schweren Atemzügen? Lädst zu mich ein, lachst du mich aus oder warnst du mich? Lerne ich von dir? Muss ich nur hinhören und du sagst mir, wer ich bin? Oder hinein hören? Wenn es zurück geht ins Gebirge ist meine Haut ein wenig brauner, meine Gedanken klarer, mein Blick schärfer und mein Hoffen mutiger.
Hossegor: Eldorado des Wellenreitens. 21 km nördlich von Biarritz. Lebhaftes Städtchen mit Surfschulen, schönen kleinen Geschäften, Bars, Restaurants. Man kann hier alles machen, was das Sommerherz begehrt.
Hotels sind rar, es empfiehlt sich ein Ferienhaus oder Appartement. Zum Beispiel über einen lokalen Anbieter wie www.agencepetit.com oder über https://www.homelidays.com
Biscarrosse Plage: südlich von Bordeaux, vor allem für Familien geeignet.
Unbedingt übernachten im entzückenden Gästehaus www.lecomptoirdessables.fr
Moules Frites direkt am Strand in der Bar de la Playa, Rond Point Sud, +33 5 58 78 27 81, machen süchtig.
Guéthary (baskisch Bidarte): ist ein idyllisches Örtchen an der Küste, die nun schon nahe der spanischen Grenze steiler wird. Feriendomizil der besseren Pariser Gesellschaft. Davon darf man sich aber nicht abschrecken lassen! Besten Cidre getrunken im Hotel le Madrid mit herrlicher Terrasse.
Biarritz: mondäne Stadt am Atlantik, verwinkelte steile Gässchen, schöne Geschäfte, herrlicher Weitblick bis in die Pyrenäen. Ausgangspunkt für die Erkundung des Baskenlandes. Hier kann man hervorragend essen im Fumoir Marin 13, Avenue de Verdun, +33 5 59 22 09 26