Die stille Bucht. Eine Reise nach Ligurien

IMG_0123Wenn man glaubt, etwas selbstverliebt ob der italienischen Vergangenheit, des Auslandssemesters, des italienischen Langzeitfreundes, der unzähligen Urlaube in der Kindheit und der vielen Ausflüge über die nahe Grenze eine Italienexpertin zu sein, so kann man doch eines Besseren belehrt werden. Immer noch kann Italien überraschen, es kann  immer noch, ja, verzücken. Man  kennt den plattgewalzten wenig charmanten Strand von Jesolo, dennoch Ort wunderbarer Kindertage mit Tretboot, Lunapark und selig machender Vanillekrapfen. Man kennt Rom und selbstverständlich Florenz, Pisa, Bologna. Man hat in Padua gelebt. Man kennt das türkisblaue klare Meer von Sardinien und die damit verbundene Langeweile. Die Funivia („Funivia heisste ebene Seilbahne“), die einen vom zauberhaften Bergdörfchen Taormina mit ungetrübtem Blick gen Vesuv ans Meer bring, hat man erlebt. In  Punta Ala konnte man  den luxuriösen Yachthafen bewundern, man war schon hingerissen von Capri und der Costa Amalfitana und hat  sogar schon einmal seine Ferien in Ligurien verbracht. Wie lieblich, hügelig, bewaldet und blumengeschmückt die Örtchen doch sind.  Leider landete man im falschen.  Imperia vermochte nur wenig Begeisterung zu wecken. Dann hat man Ausflüge nach Bordighera unternommen, nahe der französischen Grenze, an dessen weißem Sandstrand sich schon erahnen ließ, warum drüben, nur wenige Kilometer entfernt in Frankreich, das Meer Coté Azur genannt wird. Nun, selbstgerecht und schon so vieles erlebt und gesehen habend, bricht man in das bisher unbekannte Städtchen Sestri Levante auf und ist bester Hoffnung, dass die Schwärmerei der Ratgeberin und die Fotografien aus dem Internet der Realität standhalten würden.  Erschöpft und hungrig nach Meer, Sand und Sonne, kommt man an und findet sich an einem Ort wieder, der zum Staunen verleitet. Man tritt vom Hotel auf die weite geräumige Terrasse, die direkt in wenigen Stufen an den kleinen, fast putzigen Sandstrand direkt vor der Haustüre des Hotels übergeht und ist zufrieden. Was für ein Anblick! Was für eine Bucht! Was für ein Platz! Man schaut in einen Teppich aus gelb, grün, türkis, azurblau und schwarz, der sich vor einem ausbreitet. Eine charakteristische Algenart lässt das Meer an manchen Tagen gelb bis giftgrün leuchten. Auf diesem Teppich scheinen kleine Boote zu schweben. Keine großen Motorboote oder gar Yachten, nein, kleine Ruderbötchen, manche mit einem Motor ausgestattet, schunkeln und wackeln vor uns her, als ob sie gerade ein kleines Kind, das mit Booten spielt, dort in Reih und Glied aufgestellt hätte. Die Bucht ist halbkreisförmig, wie gemalt. Links und rechts steigen sanft Hügel zu beiden Seiten mit stattlichen bunten Häusern, Villen und einer Kirche empor. Dazwischen viel Vegetation. Palmen, Zypressen, Ginster, Pinien, Seekiefern, Thymian, Rosmarin und Oleaster. Wenn man sich dann zu Fuß oder laufend auf einen dieser Hügel aufmacht, überblickt man die ganze Bucht und vor allem die bunte Häuserfront, die den Strand säumt. Bunte Stadthäuser, rot, orange, gelb, ockerfarben, verschieden breit, verschieden hoch und verschieden von Sand, Salzwasser und Wind mitgenommen. Hinter dieser kulissenhaften Häuserfassade breitet sich das offene Meer aus, in das eine Halbinsel, Portobello, hinein reicht. Die Bucht ist gerade so groß um einen lebendigen, bunt beschirmten Strand zu beherbergen, aber immer noch klein genug, um die Prädikate putzig, entzückend oder charmant zu verdienen. Man ist begeistert, fühlt sich wohl, atmet durch und starrt mit einem Aperitivo in der Hand erst einmal nur müde aber glücklich ins Meer hinaus. Dass der Name „Baia del Silenzio“, Bucht der Stille, in die Irre leitet, braucht wohl nicht erwähnt zu werden. Es wuselt hier. Es ist lebendig. Man hört zwischen dem sanften Meeresrauschen Stimmengewirr, Lachen, Schreien und „Coco-Bello-Rufe“. Unzählige Verkäufer aus aller Herren Länder versuchen ihre Waren zu verkaufen. Im Meer tummeln sich die Menschen. Es ist hier alles andere, als still. Aber dennoch schön, denn der Blick verschmilzt mit dem Blau des Meeres dort, wo die Grenze zum Himmel ununterscheidbar wird. Das Städtchen Sestri Levante ist nicht klein. Es bietet eine geräumige Marina, Strandpromenade, viele, viele Geschäfte und Lokale. Zentral zwischen den beiden Buchten, der Baia del Silenzio und der Baia delle Favole liegt die Altstadt. Sestri Levante ist irgendwie besonders. Es ist besonders hübsch, besonders italienisch und besonders überdreht.

IMG_0125

 

fullsizeoutput_1186

 

Schlafen: Hotel Miramare****, Via Cappellini 9 16039 Sestri Levante – Genova, Italia
Tel. +39 0185.480855 | info@miramaresestrilevante.com

Zauberhaftes Hotel mit eigenem Privatstrand

 

Essen: Trattoria Angiolina, Viale Rimembranza 49, 16039, Sestri Levante, Italy

+39 0185 41198

Traditionelle ligurische Küche, viel Fisch, hervorragende Weine, sehr schönes Ambiente.

 

Bar: Citto Beach Sestri Levante

Coole, geschmackvolle Bar direkt in der Baia, vermietet auch Liegestühle. Sun-Downer und Beautiful People. Da sollte man wirklich mindestens einmal hingehen.

 

Einkaufen: Caterina, www.caterinalecchi.com

Die elegante Signora Caterina Lecchi fertig wunderbare Schmuckstücke an. Sie verwendet Meeresfossilien und Seide. Sie hat Gespür für Farbe und Materialien. Das kleine Geschäft kann in der belebten Einkaufsstraße von Sestri leicht übersehen werden, sollte es aber nicht.

 

Ausflug: Porto Fino

Auch wenn Port Fino sich vom einfachen Fischerhafen zum Nobelort gemausert hat, sollte man alle Vorurteile diesbezüglich über Bord schmeißen und die Reichen und Schönen einfach ignorieren, denn so zauberhaft ist dieser kleine Ort. Von Sestri Levante aus in aufregender Autofahrt der kleinen Küstenstraße entlang mit herrlichen Ausblicken auf das Meer hinaus oder mit dem Zug oder dem Schiff gut zu erreichen.

Hinterlasse einen Kommentar