New Zealand Beauty

Kein Reisebericht

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Wenn man nach Neuseeland reist, spürt man die Physik. Man reist von Mitteleuropa, der nördlichen Hemisphäre in die südliche Hemisphäre. Wenn man die 18.000km in einer reinen Flugzeit von ca. 24 Stunden überwunden hat, bekommt man ein Gefühl für Distanz, für Zeitzonen und den Raum und dafür was es bedeutet wenn Menschen sagen, sie reisen in den Norden, wo es wärmer ist. Die Welt steht ein paar Wochen auf dem Kopf, für den der sich so weit von zu Hause weg bewegt und wird damit belohnt, dass er dort Silvester feiert, wo das neue Jahr als erstes beginnt.

Wenn ich Neuseeland in nur wenigen Worten beschreiben müsste, würde ich sagen, es ist eine Miniatur-Erde, alle Landschaften und alle Vegetationen befinden sich auf kleinstem Raum und dieser kleine Raum ist fast menschenleer. So bin ich durch die Straßen Wellingtons gezogen, ohne sehr lange Zeit jemanden zu treffen. So sind wir an Seen über Hügel gewandert und sind nur hie und da einmal einem Menschen begegnet. Natürlich gibt es besondere Attraktionen, wo es von Leuten nur so wimmelt, aber diese sind dann auch so bunt, dass es scheint, als wäre jede Nation, jede Kultur dort vertreten. Und, die Schafe sind immer in der Überzahl.

Ich brauchte mich um die Planung der Reise nicht viel zu kümmern, man hat sich freundschaftlich um mich gekümmert und mir so nur das Schönste gezeigt . Die Südinsel sei schöner, wilder, abwechslungsreicher. Nun, ich kann sagen, die Südinsel ist schön, wild und abwechslungsreich. Ich habe türkisblaue Seen gesehen und glitzernd weiße Gletscher mit ihren Moränen. Ich habe Schäfchen gezählt, Albatrosse und Pinguine beobachtet, bin über Seehunde gestolpert und habe die exotischsten und mir fremdartigsten Vögel zwitschern gehört. Ich habe die gefürchteten, eisigen Südwinde, die Southerlies im Gesicht gespürt und bin in das kalte Meereswasser gestiegen. Ich habe mich im Wald und im Staunen vor so viel Pracht und Erhabenheit verloren. Ich habe Farne gestreichelt und Lupinen bewundert. Ich fand mich wieder in Mitten von Mittelerde. Die Weine Neuseelands sind hervorragend , genau so wie der Kaffee.

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Dies ist jedoch kein Reisebericht, hier finden sich keine Tipps für Luxus-Retreats oder Budget-Hotels, ich empfehle hier keine Abenteuer. Die besten Cocktailbars der Städte fehlen hier, wie die besten Eisdielen der Inseln (die ohnehin rar genug sind). Was ich hier empfehle, ist auf Reisen zu gehen. Sich die Schuhe anzuziehen, die einen in die Weite tragen. Ich ermutige, die Koffer zu packen und aufzubrechen. Keine Mühen und Kosten zu scheuen und in die Welt zu treten. Wir sind vernetzt, jede Distanz ist digital nur noch kurz. Wir schätzen uns kosmopolitisch, weil wir ausländische Filme sehen und exotische Speisen lieben. Wir abonnieren Geo-Saison und reisen ab und zu ans Meer. Aber welch Erfahrung ist die Welt zu be-reisen, sich zu ent-fernen, abzu-tauchen, weit, einmal richtig weit weg zu sein. Wir lernen uns kennen. Wir begegnen der Welt in uns. Wir erkennen, was wir schützen wollen, wenn uns unser Planet am Herzen liegt. So viel mehr als ein politisches Programm. Wir wiedererkennen den Wert des Waldes und der Wiesen und des Meeres, weil es ein anderes, neues und un-heimliches Erfahren ist. Alles riecht anders, schmeckt anders und fühlt sich anders an. Das Andere. Was wären wir ohne es? Ohne das Fremde und ohne die Fremde. Der kalte Südwind ist anders als der Nordwind der über unsere Berggipfel pfeift. Wenn wir Glück haben, spüren wir auch die herbe Süße des Heimwehs. Wir sehen uns aus der Distanz. Wir erkennen im Schönen der Ferne den Zauber des Zuhause. Neues be-lebt. Ich reise, ich bin. Und wenn es sein soll, so gerne nach Neuseeland, du Schönheit.

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