Max Frisch Fragebogen zur Freundschaft
1.Halten Sie sich für eine gute Freundin?
Gabi: Ja.
Rosi: Ja. Bin ich. Ich gebe viel von mir, verlange aber auch viel.
2.Was empfinden Sie als Verrat?
Gabi: ? Blöde Frage
Rosi: besonders schwierig finde ich Situationen, in denen Beziehungen in die Brüche gehen oder man von Menschen verletzt wurde, wie sich dann Freunde positionieren und dass man diese Position aushalten muss. Verrat ist für mich, wenn man Positionen einnimmt und diese dann nicht offen legt.
Gabi: stimmt!
3.Wie viele Freunde haben Sie zur Zeit?
Gabi: ca 5
Rosi: 5-7 (Nähe ist Schwankungen unterworfen)
4.Halten Sie die Dauer einer Freundschaft (Unverbrüchlichkeit) für ein Wertmaß der Freundschaft?
Gabi: ja, schon, ist aber kein Garant für Freundschaft.
Rosi: Wert und Schwierigkeiten steigen im Laufe der Zeit.
5.Was würden Sie einem Freund nicht verzeihen:
Doppelzüngigkeit?
Rosi: niemals! (Bin aber auch keine Heilige)
Gabi: kann ich mir selbst schlecht verzeihen
….dass er Ihnen einen Mann ausspannt?
Gabi: das könnte ich sehr schlecht verzeihen, obwohl ich vielleicht versuchen würde, es zu verstehen
Rosi: kann man allerdings oft erst Jahre später beurteilen
dass er Ihrer sicher ist?
Rosi: find ich eigentlich schön, was soll daran unverzeihbar sein?
Gabi: nein,wieso?
Ironie auch Ihnen gegenüber?
Rosi:kann ich schlecht ertragen, aber trotzdem verzeihen
Gabi: Nein, kann ich aushalten
….dass er keine Kritik verträgt?
Gabi: kann ganz schön anstrengend werden
Rosi: Oh! Das macht´s schwer!
…..dass er Personen, mit denen Sie sich verfeindet haben, durchaus schätzt und gerne mit ihnen verkehrt?
Rosi: ist für mich ein großes Problem, ich arbeite daran
Gabi: ich kenne keine Verräter und Feinde
……dass Sie keinen Einfluss auf ihn haben?
Rosi: ich glaube, diese Möglichkeit kann man unter Freunden ausschließen.
Gabi: gar keinen Einfluss wär komisch.
6. Möchten Sie ohne Freunde auskommen können?
Rosi: Manchmal, wenn ich mich unverstanden fühle.
Gabi: Nein, stelle ich mir nicht schön vor.
7. Halten Sie sich einen Hund als Freund?
Gabi: Ja. Den besten der Welt
Rosi: Nein, eine Katze.
8. Kennen Sie Freundschaft mit Männern:
vor Geschlechtsverkehr?
Rosi: irgendeine Form von Beziehung und Zuneigung ist immer da, auch wenn diese flüchtig sein kann
Gabi: ja natürlich
nach Geschlechtsverkehr?
Rosi: Ja und nein
Gabi: ja, sicher (wenn ich mich nicht mit ihm zerstritten habe)
ohne Geschlechtsverkehr?
Rosi: haufenweise, sodass ich mich frage, kann da was nicht stimmen?:-))
Gabi: ja sowieso, kenn ich
9. Was fürchten Sie mehr? Das Urteil von einem Feind oder von einem Freund? Warum?
Rosi: Wenn die Urteile ehrlich und gerechtfertigt sind, kann man an ihnen wachsen, egal ob von Freund oder Feind.
Gabi: Urteile von Freunden sind mir wichtiger, aber wozu fürchten? Und Feinde habe ich nicht…
10. Gibt es Feinde, die Sie insgeheim zu Freunden machen möchten, um sie müheloser verehren zu können?
Gabi: ? Nein !total blöde Frage
Rosi: Feind bleibt Feind
11. Wenn jemand in der Lage ist, Ihnen mit Geld zu helfen, oder wenn Sie in der Lage sind, jemand mit Geld zu helfen: sehen Sie darin eine Gefährdung der bisherigen Freundschaft?
Gabi: ja. Geld ist immer ein schwieriges Thema. Werde ich ausgenützt, ist die Freundschaft in Gefahr.
Rosi: Geld und Freundschaft sollte man nicht mischen. Heikel!
12. Wie viel Aufrichtigkeit von einem Freund ertragen Sie in Gesellschaft oder schriftlich oder unter vier Augen?
Gabi: vertrage ich gut, finde ich wichtig. In Gesellschaft könnte er sich ruhig ein bisschen zusammenreißen, ansonsten wünsche ich mir Aufrichtigkeit. Ich erwarte keine Schonung, nur weil man befreundet ist. Schriftlich immer gerne, unter vier Augen am besten.
Rosi: ich erwarte und wünsche mir Ehrlichkeit und dann kommt es auf die Umstände an.
13. Worauf sind Sie aus dem natürlichen Bedürfnis nach Freundschaft öfter hereingefallen:
auf Schmeichelei?
Gabi:Vielleicht
Rosi:ich glaube, dafür habe ich eine Schwäche, aber könnte glaub ich sehr schnell Lüge von Aufrichtigkeit unterscheiden.
auf Landsmannschaft in der Fremde?
Gabi:schon mal
Rosi:ja, das kann ein seltsames Band sein, muss sich dann aber in der Heimat bewähren.
auf die Einsicht, dass Sie sich eine Feindschaft in diesem Fall gar nicht leisten können, z.B. weil dadurch ihre berufliche Karriere gefährdet wäre?
Gabi: Nö. Wieso man bloß immer mit irgendjemandem verfeindet sein sollte??
Rosi: ich bin viel zu impulsiv, als dass ich aus Kalkül Freundschaften eingehen könnte.
auf Ihren eigenen Charme?
Gabi:?Nein
Rosi: wie fällt man aus seinen eigenen Charme herein?
weil es Ihnen schmeichelt, wenn Sie jemand, der gerade Ansehen genießt, öffentlich als Freund bezeichnen können (mit Vornamen)?
Gabi: Pfff.(lacht) auf jeden Fall …
Rosi: darum erwähne ich meine Freundschaft mit G. nicht oft genug (lacht auch…)
auf ideologisches Einverständnis?
Gabi: Schon eher
Rosi: ist das etwas, worauf man „hereinfällt“?
14. Wie reden Sie über verlorene Freunde?
Gabi: mit Wehmut? verlorene Freunde machen mich meistens traurig.Ich finde es schade, Freunde zu verlieren.
Rosi:ist immer traurig und unangenehm und wie ein Stachel im Fleisch. Ich emfinde echt gute Freunde im Leben hinter sich lassen zu müssen als schmerzhaft, habe aber auch schon so etwas, wie Befreiung erlebt, denn nicht jede Freundschaft erweist sich immer als wohltuend.
15. Gibt es Freundschaft ohne Affinität im Humor?
Gabi: gibt es schon, aber viel wunderbarer ist es doch, wenn man denselben Humor hat.
Rosi: das ist das Beste (oder Gabi?)
16. Was halten Sie ferner für unerlässlich, damit Sie eine Beziehung zwischen zwei Personen nicht bloß als Interessen-Gemeinschaft, sondern als Freundschaft empfinden:
Gabi: Wohlgefallen am andern Gesicht
Rosi: mir gefallen meine Freunde alle! Ich finde sie schön.
…dass man sich unter vier Augen einmal gehenlassen kann, d.h. das Vertrauen, dass nicht alles ausgeplaudert wird
Gabi: ja das gehört dazu
Rosi: ganz bestimmt!
politisches Einverständnis grosso modo
Rosi: je älter ich werde, umso wichtiger wird mir das.
Gabi: ja doch, sonst wird es schwierig, oder?
…dass einer den andern in den Zustand der Hoffnung versetzen kann nur schon dadurch, dass er da ist, dass er anruft, dass er schreibt
Rosi:ja Freunde sind Menschen, die Hoffnung tragen und mit sich bringen
Gabi: ja, hach wie romantisch
Nachsicht
Rosi & Gabi: sicher!
Mut zum offenen Widerspruch, aber mit Fühlern dafür, wieviel Aufrichtigkeit der andere gerade noch verkraften kann, und also Geduld
Rosi: wäre schön, da verlangt man aber auch viel!
Gabi:ja das finde ich wichtig
…dass man dem andern ebenfalls Geheimnisse zubilligt, also nicht verletzt ist, wenn etwas auskommt, wovon er nie gesprochen hat
Rosi:Hm….
Gabi: tja…
Verwandtschaft in der Scham
Rosi:? Schöner wäre Verwandtschaft der Seele
wenn man sich zufällig trifft: Freude, obschon man eigentlich gar keine Zeit hat, als erster Reflex beiderseits
Rosi: wenn das nicht der Fall ist, handelt es sich wohl nicht um Freundschaft
Gabi: genau!
dass man für den andern hoffen kann
Rosi: absolut!
Gabi:ja klar
die Gewähr, dass der eine wie der andere, wenn eine üble Nachrede über den andern im Umlauf ist, zumindest Belege verlangt, bevor er zustimmt
Rosi: das wäre schön. Ich würde solche Belege für meine Freunde verlangen! Ich habe sowieso so etwas wie einen angeborenen Reflex andere immer verteidigen zu müssen.
Gabi:ja das fände ich auch schön.
Treffpunkte in der Begeisterung
Rosi: das wäre herrlich, aber auch sich an der Begeisterung seines Freundes zu freuen ist für beide wunderbar, oder?
Gabi: ja, genau!
Erinnerungen, die man gemeinsam hat und die wertloser wären, wenn man sie nicht gemeinsam hätte.
Rosi:j a das schweißt zusammen, ohne Frage
Dankbarkeit
Rosi: für die Freundschaft? Wertschätzung fände ich ein besseres Wort.
…dass der eine den andern gelegentlich im Unrecht sehen kann, aber deswegen nicht richterlich wird
Rosi: das muss aber ein guter Mensch sein, der das alles kann…
Ausfall jeder Art von Geiz
Rosi: Geiz ist eine Eigenschaft, die ich gar nicht mag.
…dass man einander nicht festlegt auf Meinungen, die einmal zur Einigkeit führten, d. h. dass keiner von beiden sich ein neues Bewusstsein versagen muss aus Rücksicht? (Unzutreffendes streichen.)
Rosi: ja, das müsste möglich sein. Aber kann zu Konflikten führen, glaub ich.
Gabi: Ja,das alles! (Rosi zu Gabi: ist das faul oder pragmatisch? Lacht!)
17. Wie groß kann dabei der Altersunterschied sein?
Gabi: Hmm. Der ist egal, oder? Meine Freunde sind allerdings meist nicht viel älter oder jünger als ich…
Rosi: Alter spielt für eine Freundschaft keine Rolle. Ich habe Freunde, sie sind 20 (oh Gott! Jahre jünger und 10 Jahre älter. )
18. Wenn eine langjährige Freundschaft sich verflüchtigt, z.B. weil die neue Gefährtin eines Freundes (oder umgekehrt) nicht zu integrieren ist: bedauern Sie dann, dass Freundschaft einmal bestanden hat?
Gabi: Nein. Ich bin traurig darüber
Rosi: Man tendiert vielleicht als Mensch im Allgemeinen dazu Dinge und Menschen abzuwerten, damit man den Verlust besser erträgt…
19. Sind Sie sich selber ein Freund?
Gabi: tja, ich würde sagen, wir freunden uns gerade an
Rosi: ja, ich versuche es und halte es für essentiell (und es macht das Leben leichter!)
20. Woher weiß ich, dass mich jemand um meiner selbst willen zum Freund will oder ob er irgendwelche Interessen verfolgt?
Gabi: ja, das möchte ich auch sehr gern wissen. Da bin ich bei neuen Freundschaften immer sehr vorsichtig und es dauert lange, bis ich jemandem wirkliches Vertrauen schenke.
Rosi: ich weiß nicht, von welchem Nutzen ich jemandem sein könnte, denn als Freundin?
Resumeé:
Gabi und Rosi sind seit Jahren gute Freundinnen. Sie denken mit Hilfe von Max Frisch Fragebogen gemeinsam über Freundschaft nach. Sie waren ganz schön gefordert. Besondere Schwierigkeiten bereiten Gabi Ausdrücke wie Feind oder Verrat, die sie nicht unbedingt in Zusammenhang mit Freundschaft bringen würde. Sie freuen sich aber, dass sie sich in so vielen Dingen einig sind. Freundschaft eben!

