Sinn im Leben
Was gibt Deinem Leben Sinn? Gibt irgendetwas Deinem Leben Sinn? Menschen stellen sich mitunter Fragen, selten bekommen sie antworten. Sehr selten die Antworten, die sie gerne hören würden, darum hören sie am besten weg oder gar nicht erst hin. Übrig bleibt dann eine sehr kleine Anzahl von Leuten, die sich mit den großen Fragen des Lebens beschäftigt. Wozu Existenz? Wozu dieses beschwerliche Ein-, und Ausatmen, dieses wiederholte Bergaufgehen und die damit verbundene Atemlosigkeit, die der Alltag einem abverlangen kann. Wozu arbeiten? Wozu lieben? Wozu sich sehnen? Wozu hoffen? Wo wir doch just von dem Moment an, in dem wir das Licht der Welt erblicken unumkehrbar auf unser Ende zusteuern. Zwischen Geburt und Tod herrscht Mühsal und, wenn wir Glück haben, blicken wir auf einige berauschende, erhebende, lustvolle und leichtfüßige Momente. Sinn ist aber nicht gleich Glück. So kann jemand durchaus Sinn im Leben finden, ohne dabei glücklich zu sein. Und umgekehrt. Angenommen, allein sich die Frage zu stellen, stiftete schon Sinn. Bingo, dann sind wir dabei, du und ich. Weil ich die Schnapsidee hatte, und da kommt die Sprache schon auf den Gin, diesen Text zu schreiben und du, weil du dich bis hierher durch denselben gequält hast. Blicken wir doch einmal auf das, was Sinnforscher als sinngebende Kategorien klassifizieren. Stopp. Vorher. Schließ doch einmal die Augen. Frage dich: empfinde ich mein Sein als sinnvoll? Was ist es, was den Sinn beschert? Dir fällt etwas ein? Deine Kinder? Dein Partner? Deine aufopferungsvolle ehrenamtliche Tätigkeit? Dein Hund? Dein Kontostand? Gratuliere. Du könntest dir jetzt schon einen Gin Tonic mixen und dich zufrieden und selbstgerecht zurücklehnen. Gehörst Du aber zu jenen, bei denen das nicht so klar ist, weil du über keine Kinder, keinen Partner, keine Haustiere oder kein entsprechendes Bankkonto verfügst? Ha! Falle. Fällt Dir etwas auf? Hier dreht sich ganz viel um Haben und nur sehr wenig um Sein. Trotzdem. Ich will mir nicht anmaßen, an dieser Stelle gute oder schlechte Motive eines erfüllten Lebens zu werten. Denn, ehrlich gesagt, es geht uns doch wirklich nichts an, wie unsere Mitmenschen zu ihrem Sinn kommen. Sollte dir jetzt gar nichts einfallen, findest du hier vielleicht die Inspiration: was vor allem anderen ein sinnvolles Leben garantiert, so die Wissenschaftler, ist die sogenannte Generativität. Das bedeutet, etwas zu schaffen, das man von sich an die nächste Generation weitergibt. Etwas das bleibt. Von Dir. Von uns. Kinder, Kunst, sportliche Leistungen. Ein Oscar. Ein Nobelpreis. Etwas, wovon man noch lange reden wird. Etwas. Ein „Sich-unsterblich-machen“. Ein „In-die- Geschichte-eingehen“. Am zweithäufigsten nennen Menschen Religiosität bzw. Spiritualität als fundamental in ihrem Leben. Religion als Halt, als Kraftplatz, als Fallnetz. Für einige von uns absurd. Oder egal. Oder nicht mehr en vogue. Und andersherum können tief religiöse Menschen es sich nicht vorstellen, wozu man denn lebte, wenn nicht, weil es etwas Größeres, Besseres, Gütigeres gäbe, das uns, die Welt, die Gestirne und die Aktien leitet. Religion ist ungesund. Atheisten, Agnostiker oder religiös Desinteressierte beschäftigen sich vielleicht lieber mit ihrem Ego (oder wertfreier ausgedrückt mit der Selbsterkenntnis), ihrer Gesundheit oder suchen Ruhe und Sinn in der Natur. Der Mensch stellt sich Herausforderungen, forscht, ist neugierig, trägt zum Fortschritt und Entwicklung bei oder ist freiheitsliebender Idealist oder Individualist. Er kann kreativ sein, ein Schöpfer oder Schaffender. Von Natur aus strebe der Mensch, sagt unser Freund Aristoteles, nach Wissen. Das Leben bietet einiges, die Welt, wenn wir uns furchtlos hinaus wagen, erzählt uns jeden Tag Geschichten und Mythen, deren Teil wir wagemutig selbst sein könnten. So Sinn, so gut. Doch was ist mit denen, die keinen Sinn im Leben finden? Hier muss unterschieden werden zwischen solchen, die zwar auf der Suche sind und sich auf den Weg machen, die aber leer und stumpf und auf Grund des Vakuums, das sie vorfinden, todunglücklich sind und jenen, die das nicht weiter kümmert. Die erstere Haltung, dieser Zustand hat etwas zutiefst Romantisches und Melancholisches. Wir erinnern uns an Romanhelden, Nihilisten oder an Sisyphos. Auch wenn die Hoffnungslosen sich selbst in einer permanenten Sinnkrise wahrnehmen, so schreiben wir ihrem Leben doch den Sinn der mühseligen Sinnsuche zu. Die Zweiteren aber, sind das nicht die eigentlich Bemitleidenswerten (oder die wahrhaft Glücklichen, ja die Seligen, wie man will), denen der Lebenssinn verborgen bleibt, denen diese Tatsache aber keine schlaflosen Nächte bereitet? Es ist ihnen schlicht egal. Man nennt diese Menschen existentiell indifferent. Wie furchtbar, sage ich. Welches Elend für diese und welche Not für unsere Gesellschaft. Ich sage, nein zur Sinnlosigkeit, ja zur Sinnkrise, die sich außer mit guten Gesprächen, hervorragender Literatur, Streunen in der Natur, Beten, Herumtreiben in schäbigen Nachtlokalen oder dem Schreiben von Gedichten auch noch mit einem kühlen und liebevoll zubereiteten Gin Tonic gut durchstehen lässt. Ein gutes Leben macht Sinn. Manchmal macht der Gin diesen Sinn. Doch dazu das nächste Mal mehr.
Zur Vertiefung sei empfohlen: http://www.sinnforschung.org












